Wir sind das Volk – eine Freiheitssinfonie

„Wir sind das Volk“ – Welturaufführung einer Freiheitssymphonie mit dem Musikkorps der Bundeswehr

Es gibt Tage im Leben eines Musikers, die verlaufen völlig unspektakulär. Man hört oder spielt viel, ist im Idealfall berührt, manchmal aber auch nicht. Dabei liegt es bei weitem nicht immer an den Interpreten, an der Interpretationsart oder den Werken; auch das mental persönlich Mitgebrachte kann gelegentlich den ungehinderten emotionalen Zugang mit innerlichem berührt sein verhindern.

Und dann gibt es Tage wie die, an denen man die Welturaufführung von „Wir sind das Volk“ erleben darf. Es sind die guten, aber auch seltenen Tage. Schwer vorstellbar, dass dieses Werk, diese Interpretation und die Perfektion, mit der das Musikkorps der Bundeswehr unter der Leitung von Oberstleutnant Christoph Scheibling musiziert, Menschen unberührt lässt. Die stehenden Ovationen und der nicht enden wollende Applaus nach dieser Freiheitssymphonie – so der Untertitel des Werkes – waren ein beredtes Zeugnis, dass dem Komponisten, Stabsfeldwebel Guido Rennert, wiederholt ein ganz großer Wurf gelungen war.

Rennert, selbst ein Kind der Einheit und in Sachsen geboren, malte in seinem Werk mit Klangfarben und Stilmitteln, die präzise aufeinander abgestimmt und harmonisch zusammengeführt wurden. Seine Leidenschaft und Freude, mit der er aus der großen Klangfarbenpalette sein Werk verwirklichte, war unüberhörbar. Beginnend mit den zarten Tönen des Klaviers, die einem aufknospenden Gedanken von Freiheit gleichkamen, weitergeführt über die schwermütigen Akkorde des Orchesters, die Wut und Ohnmacht gegenüber einem totalitären System symbolisieren, gemischt und angereichert mit den glockenreinen und anmutigen Stimmen der Knaben des Kölner Domchores bis hin zum großen Finale mit Orchester und Orgel, die Hoffnung auf Freiheit für das deutsche Volk wiedergaben.

Dabei durchdringen immer wieder Tonzitate der Nationalhymne der DDR den musikalischen Bogen, unterbrochen von den stets lauter werdenden und in die Freiheit drängenden Rufen „Wir sind das Volk“. Weltberühmte Audiozitate von Walter Ulbricht, John F. Kennedy, Willy Brandt und anderen großen Staatsmännern zur Entstehung und dem Fall der Mauer weckten bei den Zuhörern Erinnerungen an einen der traurigsten Teile deutscher Geschichte aber auch an die unbändige Freude über die friedliche Revolution, die zur Wiedervereinigung unseres Landes führte. Unaufhaltsam mündet das Werk in einer außergewöhnlich kontrastreich arrangierten und instrumentierten Deutschen Nationalhymne. Schnelle Tonfolgen bei den Holzbläsern spiegeln die Hektik und Aufgeregtheit der ersten Stunden der Maueröffnung wider, bis ein unmissverständlicher Orgelklang das neue Kapitel der Deutsch-Deutschen Geschichte wie eine Marmorsäule bestätigt.

Dieses Ausnahmewerk sinfonischer Bläsermusik wird insgesamt nur dreimal aufgeführt. Am 20. Mai in der Bonner Beethovenhalle und am 17. November in der Kölner Philharmonie. Es gibt Tage im Leben eines Konzertbesuchers, die verlaufen unspektakulär. Diese beiden Tage werden sicher nicht dazu gehören.

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